Kochkiste

Hier darf nach Herzenslust gepostet werden, was ausserhalb der Rockmucke für Euch relevant erscheint...

Moderator: djrene

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djrene
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Kochkiste

Beitrag von djrene »

Wer mir auf Facebook oder Instagram folgt, weiß ja um meine Leidenschaft für's Kochen. Ich habe mir lange überlegt, ob das hier, ohne Bilder, sinnvoll ist. Nun meine Entscheidung - JA. Ich zäume halt das Pferd von hinten auf und schreibe statt Bildern das Rezept rein. Wer Interesse an den Gerichten hat, wird damit wohl auch mehr anfangen können, als mit Bildern.

Was erwartet einen bei meinen Rezepten (gerne dürfen auch weitere User hier Rezepte einstellen, ich vermute aber es macht keiner ... ;-)

- Italien, Italien, Italien. Ich stamme schließlich aus der nördlichsten Stadt Italiens (Augsburg)
- Mediterane Küche im allgemeinen
- Leckere Klassiker
- Klugscheißereien (Carbonara ist KEINE Sahnesauce)
- Tips, Tricks, Kniffe

Here we go. (dauert jetzt etwas, ich tippe neben dem Kochen)

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djrene
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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

Zuerst DER Klassiker der Italienischen Pasta-Küche. Ragú alla Bolognese. Oft vergewaltigt, meist nicht sonderlich gut in Restaurants und mit einigen Aha-Erlebnissen im Rezept. Vorab zwei Dinge:
1. Ragú alla Bolognese (bitte NICHT Bolo nennen, das ist Unterschichtendeutsch) ist eine Fleischsauce, keine Tomatensauce. Lasst also die Tomatendose zu.
2. Für die Bestellung "Spaghetti Bolognese" bekommt man in Bologna vielleicht einen Eimer Wasser über den Kopf, aber sicher nix zu essen. Lasst sowas bleiben, wenn ihr es richtig machen wollt und macht Euch Tagliatelle.

Zutaten:
1 kg gemischtes Hack. Eher mehr Rind als Schwein.Versucht die Wasserbomben aus dem Supermarkt zu vermeiden und kauft Euch vernünftige Qualität beim Metzger
ca. 100 g Pancetta (alternativ, falls nicht verfügbar, ungeräucherter Speck)
2 mittelgroße Karotten
Stück Sellerie (ca. 75 g)
2 Zwiebeln oder Schalotten
400 ml Milch
4 EL Tomatenmark
400 ml Wein (weiß, rot, was grad da ist, kein lieblicher halt)
1,5 Liter ungesalzene Brühe, wenn die Zeiten schlecht sind tut es auch Wasser
70g Hühnerleber

Und los.
Pancetta klein schneiden, in den kalten Topf rein, den dann langsam erhitzen. In dem dann ausgetretenen Fett (manchmal recht wenig, dann etwas Öl dazu (kein Olivenöl) das Gemüse gut anrösten. Das Wasser soll verdampfen. Dann das Hack anbraten. Auch das schön dunkel und knusprig (hier rächt es sich, wenn man zum 3,49 €/kg Wasserbomber gegriffen hat, das wird nämlich nix). Das Tomatenmark rein, kurz mit anrösten und jetzt muß es schnell gehen. Pürierte Hühnerleber rein (keine Angst, der Lebergeschmack kocht sich aus, die Hühnerleber hebt aber den Fleischgeschmack und macht die Sauce cremig - vertraut mir), kurz umrühren, nicht wirklich anrösten, sonst flockt sie aus - sofort mit dem Wein ablöschen. In diesem Zug dann alles vom Boden abkratzen was sich da angesetzt hat. Den Wein ordentlich einkochen lassen und dann die ungesalzene Brühe dazu (wenn ihr nur gekörnte Brühe habt, nehmt lieber Wasser - das wird sonst viel zu salzig). Nun auch die Milch einrühren. Auch hier müsst ihr mir einfach vertrauen. Probiert es aus :smile:
Das Ganze lasst ihr jetzt ohne Deckel ca. 3 Stunden bei kleiner Hitze köcheln. Erst danach mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das ist ja ordentlich einreduziert. Wenn man vorher würzt, dann gibt es evtl. böse Überraschungen.

Finalisieren und Anrichten.
Je nach gewünschter Portionenzahl Ragú in eine Pfanne geben, einen Teelöffel frisch geriebenen Parmesan drüber und dann die tropfnassen Nudeln rein und kurz durchschwenken. Möchte man es etwas flüssiger, ein wenig vom Nudelkochwasser dazu. Ab auf den Teller, frischen Parmesan und ein tolles Olivenöl drüber - fertig.

Ich hoffe ich habe nix vergessen. Was alles NICHT rein gehört und deswegen auch nicht vergessen wurde:
- Dosentomaten
- Knoblauch
- Basilikum
- sonstige Kräuter
Möchte man die Italiener beleidigen, kann das natürlich alles rein. Was schmeckt darf gemacht werden. Nennt es dann halt bitte nicht mehr Ragú alla Bolognese, sondern gebt dem Ganzen dann einen lustigen anderen Namen ;-)

chhe66de
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Re: Kochkiste

Beitrag von chhe66de »

schöne Idee. Da werde ich sicher das eine oder andere mal verwenden...

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djrene
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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

Und noch ein wenig Klugscheissern zum ersten Rezept:

Ich hoffe ich muß es nicht erwähnen, daß man Pasta NIEMALS nach dem kochen abschreckt und daß natürlich ins Kochwasser kein Öl, sondern nur Salz kommt. Ordentlich Salz, nicht nur ne Prise. Auf nen Topf mit 3 Liter Wasser kann gerne ein gehäufter Teelöffel Salz. Und generell wartet die Sauce auf die Pasta. Am besten die Nudeln auch nicht abgießen, sondern mit einem Schaumlöffel oder ähnlichem, 1 Minute vor Ende der Garzeit direkt vom Kochwasser in die Sauce geben. Sollte man mehr Nudel gekocht haben als man braucht, sofort den Rest dann wirklich abgießen, die Nudeln flach auf einem Backblech oder ähnlichem ausbreiten und etwas Olivenöl drüber träufeln und nochmal durchmischen. So flach ausgebreitet kühlt die Pasta schnell ab und das Öl verhindert daß sie aneinander pappt. Und ohne das leidige abschrecken behält die Pasta noch ihren Stärkefilm, die die Sauce an der Nudel haften lässt. Wenn die Nudeln kalt sind, ab in ne Plastikdose und in den Kühlschrank. Später einfach kurz in der Sauce warm werden lassen (1 Minute vielleicht, je nach Dicke der Nudeln. Spaghetti gehen schneller) - gekocht sind die Nudeln ja schon. Ich hab immer Penne oder sowas fertig gekocht auf Vorrat. Dann kann man auch mal ruckzuck Schinkennudeln oder ähnliches machen. Bei Carbonara funktioniert das mit den Nudeln so allerdings nicht, denn da gart die heisse Nudel das Ei. Denn wie wir schon wissen - Carbonara ist keine Sahnesauce. :-D

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djrene
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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

Heute - mein erstes selbstgemachtes Brot. Das ist wirklich gut geworden, deswegen die how-to ... Anleitung. Und es ist wirklich so einfach. Aber nix für Leute, die keine Hefe vertragen, das Brot ist nicht mit Sauerteig, sondern mit Trockenhefe.

Zuerst die Zutaten:

250 g 405er Weizenmehl
250 g 1050er Roggenmehl
170 ml sehr warmes Wasser (50-60 Grad)
150 ml Bier nach Wahl, ich hatte Weizen. Ich versuche demnächst mal dunkles Bier oder Malzbier
3 EL Balsamico (den billigen, den ihr sicher immer kauft :-D )
1 Beutel Trockenhefe
2 EL Brotgewürz (ich habe selber eines gemacht, aus 2 Teilen Kümmel, 2 Teilen Fenchelsamen, 2 Teilen Koriandersamen und nem kleinen Sternanis - alles in den Mixer und fertig. Ich habe gleich mehr gemacht und in ein Schraubglas abgefüllt)
1 EL brauner Zucker
1 EL Salz

Alle Zutaten, ausser der Hefe, durchkneten. Ich mach's mit der Maschine, wer will darf mit der Hand. Wenn alles gut vermischt ist, die Hefe rein. Ca. 5 Minuten kneten. Dann eine Kugel formen, den Teig rundrum einölen und in eine ebenfalls eingeölte Metall- oder Glasschüssel geben, die ca. die doppelte Größe der Kugel hat. Die schönere, glattere Seite der Teigkugel nach unten und das ganze etwas in die Schüssel drücken, damit der Teig überall anliegt. nun im Backofen die Beleuchtung anmachen, dann sollten so 30-40 Grad im Ofen sein. Wenn die Umluft dabei angeht - alles gut, kein Problem. Teig nicht abdecken und 20 Minuten rein in den Ofen.

Danach den Teig auf ein Backblech mit Backpapier geben, vorsichtig rausholen, nicht mehr kneten. Was in der Schüssel unten war ist nun oben. Den Ofen auf 250 Grad Ober- und Unterhitze stellen und eine Auflauf- oder Metallform mit Wasser unten rein stellen. Je nach Lust und Laune ein lustiges Muster in den Teig ritzen (optional) und etwas gröberes Mehl drüber steuben (auch optional). Wenn der Ofen heiß ist - rein mit dem Blech. Mittlere Schiene. Nach 25 Minuten Ofen auf - ausdampfen lassen, Wasserschale raus und auf 200 Grad Umluft stellen. Nach ca. 1 Minute Ofen wieder zu und nochmal 15 Minuten backen. Und fertig ist das Brot. Wenn das Brot zu hell oder dunkel ist, muß man ein wenig mit den Temperaturen spielen. Ich werde das nächste mal 240 Grad statt 250 nehmen, mein Ofen heizt wohl recht ordentlich.

Viel Spaß beim nachmachen - ich garantiere für nix.

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Re: Kochkiste

Beitrag von chhe66de »

jetzt greif ich das hier mal auf, weil ich es echt eine gute Idee finde.
Erst mal vielen Dank für den Tipp beim Aufheben von Nudeln, hat gut funktioniert.

Dann trag ich mal meine persönliche Zubereitung von Guacamole bei (ich muss aber sagen, dass ich keine Kochkünste aufweisen kann, aber Corona macht halt erfinderisch):

für 3-4 Personen und eine Menge, die dann für ein paar Anlässe so ca. 2-3 Tage hält (länger nicht im Kühlschrank aufbewahren)

ca. 4 Avocados
1 Limette
1 kleine Zwiebel
eine Handvoll Jalapenos aus dem Glas
ein paar Mini Tomaten
1 Peperoni mittelscharf oder 1-2 Chili (je nach gewünschtem Schärfegrad)
2-3 Knoblauchzehen
Salz und Pfeffer

Zwiebel, Knoblauch, Peperoni/Chili, Jalapenos und Tomaten klein hacken (Peperoni, Jalapenos und Tomaten so gut wie möglich entkernen)

Avocado-Fleisch herausschälen und in eine Schüssel geben (am besten die Avocados rundherum einschneiden so dass zwei Hälften entstehen und dann den kern mit einem großen Messer einschneiden und herausdrehen, dann das Avocado Innere mit einem Löffel herausschälen - da gibts auch youtube Videos dazu)

Limette auspressen und möglichst über die herausgeschälten Avocados verteilen (beugt vor, dass sie braun werden)
Das Ganze mit einer Gabel ein wenig zerdrücken und dann mit einem Stabmixer pürieren.

Anschließend das ganze Kleingehackte zugeben und ordentlich vermengen.

Mit ausreichend Salz und Pfeffer abschmecken.

Anschließend umgehend in einem Gefäß in den Kühlschrank.
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Was ich an der Guacamole toll finde, sind die mögichen Einsatzvariationen:

- Dip für Chips (eh klar)
- Baguette Scheiben toasten, ein paar Tropfen Olivenöl drauf und dann eine dicke Schicht Guacamole und noch mit Schnittlauch bestreuen
- Spaghetti; Einfach gekochte Spaghetti mit Butter in einen Topf und mit ein paar Esslöffeln Guacamole vermengen - schmeckt klasse !
- Burger oder Sandwich mit Fleischpflanzl: Guacamole als Dip zwischenrein - passt auch !

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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

Guacamole ist toll. Mit Nudeln habe ich die noch nicht probiert. Wird nachgeholt. Als Verwendungszweck möchte ich noch Tacos oder sonstiges aus der mexikanischen Küche mit Maisgebäck (Tortillas, Quesadillas usw.) hinzufügen.


Zu meinem Brotrezept muss ich noch folgendes sagen: Es ist wirklich wichtig das Backen bei 250 Grad mit Umluft zu machen und erst danach, bei 200 Grad mit Ober-/Unterhitze zu arbeiten. Ich habe das neulich vergessen und sofort Ober-/Unterhitze genommen. Das gibt dann soviel Hitze von oben, daß es fast verbrennt.

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Re: Kochkiste

Beitrag von chhe66de »

ach ja - für diejenigen jenseits des Weißwurstäquators:

Fleischpflanzl sind Bouletten, Frikadellen .... 8-)

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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

So, nachdem das hier ja wirklich gelesen wird, mal meine Leibspeise. Wer hätte es gedacht - Pizza. Ich werde 2 verschiedene Varianten der Teigherstellung beschreiben, Variante 1 heute. Variante 1 ist direkte Teigführung, Variante 2 mit Biga - einem Vorteig, der alleine fermentiert, bevor der eigentliche Teig entsteht. Vorab aber ein paar grundsätzliche Sachen mit viel Klugscheisserei und Theoriegelaber.

Der Zucker
Wir brauchen KEINEN Zucker für eine Pizza. NIRGENDS. Nicht im Teig und nicht in der Tomatensauce. Finger weg vom Zucker.

Das Mehl
Versucht ein 00er zu bekommen. Das gibt es z.B. beim Rewe und im Kaufland für ca einen Euro und heißt einfach Pizzamehr. No Name. Wichtig ist immer der Eiweißgehalt. Je höher der ist, umso elastischer wird der Teig und umso besser lässt er sich dann formen, denn es entstehen mehr und stabilere Klebereiweiße. Das berühmte Gluten. Deswegen wird ein glutenfreier Pizzateig niemals so werden wie einer mit. Sorry für alle Allergiker. Unser Universalmehrl 405 hat zumeist 10% Eiweiß, das 00er vom Kaufland hat 12%, manche Mehle bis zu 14%. Das beste Mehl für Pizza, das ich kenne ist das rote von Caputo. Da ist man allerdings mit 2,50 für's Kilo dabei und man bekommt es fast nur online, was es dann dank Versand noch etwas teurer macht.

Die Tomaten(sauce)
Dosentomaten sind das Mittel zum Zweck. Keine Tomate hierzulande hat so ein Aroma, daß es sich lohnt frische Tomaten zu verwenden. Aber lasst bitte die 39 Cent Dose stehen. Schaut hinten auf die Zutatenliste. Da sollte nix ausser Tomaten und evtl. Tomatensaft drauf stehen. Steht da z.B. Citronensäure drauf, dann lasst den Mist im Regal. Das ist erstens zumeist ein Hinweis, daß diese Tomaten aus China kommen, zum zweiten ist es ein sicherer Hinweis darauf, daß zum schälen der Tomaten Natronlauge verwendet wurde, die danach mit Säure neutralisiert wurde. Dann schmecken die Tomaten nämlich säuerlich und der Sparfuchs, der den Preis mit 39 Cent super fand, schüttet dann Zucker in die Tomaten. Kauft gleich gescheite Qualität, dann habt ihr Tomaten pur. Bei Rewe ggibt es eine Hausmarke für 59 Cent, die ist ohne Citronensäure. Allerdings auch sehr wässrig, deswegen auch nicht meine erste Wahl. Und Achtung, auch Oro di Parma, die so super italienisch aufgemacht sind - eigentlich in allen Sorten Citronensäure drin. Ich empfehle MUTTI Tomaten. Zur Sicherheit auch hier hinten drauf schauen, es gibt eine oder zwei Sorten, die haben auch Citronensäure drin. Lasst auch den Quatsch mit bereits gesalzenen Tomaten oder mit Basilikum drin, stehen. Wozu sowas? Machen wir frisch rein - genau soviel wie wir wollen. Die Dose MUTTI gibt es z.B. bei Rewe, Kaufland, Marktkauf und Real. Manchmal bei Penny als Aktionsware. Preis zwischen 99 Cent und 1,39. Mit einer Dose komme ich bei 4-6 Pizzas aus. Der Kostenfaktor ist als eher nebensächlich.

Es gäbe als Rolls Royce auch noch die berühmten San Marzano Tomaten, die mir persönlich aber zu mineralisch daher kommen (Vulkanerde). Da die auch gleich mal 3 Euro die Dose kosten, sicher für die meisten nicht das Produkt der Wahl.

Der Käse
Mozzarella. Und ein klein wenig Parmesan.
Kein Edamer, kein Emmentaler und kein Gouda.
Mozzarella di Buffala ist toll, aber nicht zwingend notwendig. Kuhmilchmozzarella geht auch. Wenn man Fior di Latte auftreiben kann, ist er in meinen Augen sogar besser als Büffelmozzarella. Wichtig ist, den Mozzarella klein zu schneiden oder zu rupfen und ein wenig die austretende Molke abtropfen zu lassen. Die suppt nämlich auf der Pizza rum und verbrennt auch recht schnell. Notfalls nehmt ihr Mozzarella aus der Tüte. Nicht toll, aber besser als andere Käsesorten. Parmesan oder auch Grana Padano (für Experimente Peccorino) bitte aals Stück kaufen und selbst reiben. Das in den Beuteln ist das was der Putzer am Abend vom Boden der Käsefabrik auffegt 8-)

Belag
Basilikum. Olivenöl. Fertig. :-D
Drauf darf was schmeckt. Ich rate aber von mehr als 3 unterschiedlichen Zutaten ab und davor das Motto "Viel hilft viel" anzuwenden. Wer eine Pizza Hawaii oder eine "mit Allem", weil man will ja was für's Geld, das man dem Mafiosi gibt, bevorzugt, der nehme bitte bei den oben erwähnten Dingen das billigste 405er, 39 Cent Tomaten, haue in Teig und Sauce Zucker rein und werfe einen ganzen Würfel Hefe in den Teig, der mit warmem Wasser in 2 Stunden hochgezogen wird. Knoblauch, Zwiebeln und Ketchup in der Tomatensauce bitte nicht vergessen. Und den billigsten Gouda den man finden kann verwenden, den OBEN DRAUF und verbrennen lassen. Lecker. Nicht.

Gerne von mir zum Basilikum dazu genommen: Knoblauch (besser noch, selbstgemachtes Knoblauchöl) Nduja (sehr scharfe Streichsalami, kleine Brocken davon), ganz dünn geschnittene Salami (nach dem Backen drauf), ganz dünn geschnittene, frische Champions (auch nach dem Backen drauf), hauchdünner Parmaschinken (richtig geraten, nach dem Backen drauf), Peperoncini, Grillgemüse, Oliven und Kapern. Pfifferlinge, Steinpilze und Trüffel wäre eine Luxusversion (nicht alles 3 auf einmal drauf).

Viel Klugscheisserei, ich weiß. Sorry. Aber wer sich dran hält, der wird halt ne gute Pizza bekommen. Die anderen können weiterhin bei Ranjif aus Kalkutta bestellen, dem ich nichtmal meine Kaffeemaschine anvertrauen würde :-D

Und nun das Wichtigste:

Der Teig
Variante 1 ist eigentlich sehr einfach. Man braucht nur Zeit. Ein Teig der mit allem möglichen (Wärme, Zucker, Honig, viel Hefe) schnell in einer Stunde hochgezogen wird, der schmeckt halt einfach nicht und ist auch zäh wie Bolle. Den darf man dann auch ausrollen, was man bei meinem Teig tunlichst nicht machen sollte, da sonst die mühsam eingebrachte Luft wieder rausgequetscht wird.

Los geht's. Ich habe ja auch nur einen normalen Haushaltsbackofen, ein Ooni Koda soll demnächst mal her. Grandioses Teil und sehr günstig. Wir machen eine Hydration von 65% (auf 1 kg Mehl 650 g Wasser). Das sollte bei einem Haushaltsofen das Minimum sein, die Pizza ist relativ lang im Ofen und verleirt da ordentlich an Feuchtigkeit - und wir wollen ja keinen Keksboden. Je mehr Wasser drin ist, desto fluffiger wird der Teig, aber desto schwerer ist auch die Verarbeitung, weil er klebt wie Sau. Bei der anderen Variante gehen wir mit der Hydration etwas höher.

Zutaten:
1 kg Mehl (abwiegen und dann feststellen, daß in der Packung genau 1 kg war)
650 g kaltes Wasser (abwiegen, die Skala im Meßbecher ist nicht sonderlich genau.
1 g frische Hefe
25 g Meersalz (fein gemahlen)
15 g Olivenöl (muß kein besonders teures sein, aber vielleicht auch nicht das allerbilligste)

Vom Wasser ein klein wenig was weg nehmen und in eine kleine Schale geben, darin die Hefe auflösen. Restliches Wasser in eine Schüssel, Mehl dazu und grob vermengen. Tuch drüber und 30 Minuten stehen lassen. Bei der folgenden Autolyse bilden sich erste Klebereiweißketten. Nach den 30 Minuten, das Mehl/Hefe Gemisch und das Öl zugeben und alles ordentlich 15 Minuten lang kneten (ich empfehle Küchenmaschine, geht aber auch per Hand. Muß aber wirklich so lange sein. Nach 5 Minuten kneten das Salz einarbeiten. Wenn das nach 15 Minuten ein homogener Teig ist, ihn ihn eine Schüssel mit Deckel geben, oder Klarsichtfolie um die Knetschüssel drum rum. Versucht eine halbwegs glatte Kugel hin zu bekommen. Und nun ab in den Kühlschrank. Mindestens 12 Stunden, besser 24 Stunden. Nicht nervös werden, der geht nicht wirklich auf.

Dann den Teig raus holen, in ca. 250 g schwere Kugeln portionieren, wieder auf eine glatte Oberfläche achten und dann entweder in einer Plastikbox mit Deckel oder einzeln in kleinen Schälchen mit Klarsichtfolie drüber wieder in den Kühlschrank. Ich öle die Schüsselchen, bzw. die Box ganz leicht ein. Erleichtert das rausnehmen. Nach frühestens 24 Stunden (der Teig kann im Kühlschrank locker 72 Stunden verbringen) rausholen und 3-5 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen. Fertig. Wenn ihr den Teig anlangt, merkt ihr schon, wie weich und trotzdem stabil der ist.

Ofen, am besten mit Pizzastein oder -stahl, mindestens ne Stunde volles Rohr, was die Kiste her gibt, vorheizen. Den Teig kann man mit der Hand ausziehen, so weich ist der. Dabei möglichst nicht auf den Rand drücken, der soll ja aufgehen. Luftblasen an anderen Stellen kaputt machen. Ihr braucht einen Teigschieber (gibt es ganz günstig aus Holz im Netz). Notfalls geht ein Ofengitter mit Backpapier drauf zum Transport. Die Pizza muß vom "Transportmittel" auf den Stein gleiten können. Und nun ein Trick für den Haushaltsofen, damit der Käse und anderes nicht verbrennen. Teig ausziehen, Tomatensauce drauf und 3 Minuten in den Ofen. Pizza raus, Mozzarelle, ein ganz klein wenig Parmesan, frischen Basilikum und ein paar Spritzer Olivenöl drauf und nochmal 3 Minuten in den Ofen. Ein wenig mit Auge arbeiten. Wenn der Mozzarella blubbert, dann ist die Pizza fertig, egal ob das nun 30 Sekunden weniger oder 1 Minute mehr sind. Hängt ja auch vom Ofen ab. Wer keine Umluft hat, sollte die Pizza beim zwischenzeitlichen herausnehmen mal um 180 Grad drehen. Sonst wird sie hinten schnell dunkel. Wer gerne diese kleinen, etwas verbrannten Stellen am Teig mag, die man im Holzofen bekommt, der kann nach dem rausholen aus dem Ofen etwas mit einem kleinen Küchenbrenner (gibt's im Baumarkt) nachhelfen.

Ach ja, um den Teig mit der Hand auszuziehen, gebe ich Hartweizengries auf die Arbeitsfläche, kein Mehl.

Ich entschuldige mich bei allen, die ich im Verlauf dieses Rezeptes beleidigt habe. U.a. bei dem Herrn aus Kalkutta.

Mahlzeit.

P.S.: Sollte ich was vergessen haben - einfach fragen.

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Re: Kochkiste

Beitrag von djrene »

Heute mal was kulinarisches, ohne selbst den Kochlöffel zu schwingen. Die Facebook-Fraktion hat es ja schon gesehen, manche auch kommentiert ;-)

Waren gestern im Vesta in Ingolstadt. Das ist ein Steak & Grillhouse, welches auf Holzkohle grillt. Hervorzuheben dort ist, daß sie recht viele unterschiedliche Fleischsorten und Cuts anbieten. Marianne hatte ein Rumpsteak vom Wasserbüffel, das von Zartheit und Fettarmigkeit fast schon wie ein Filet daher kam. War sehr gut.
Und ich habe mich mal an die "Alte Kuh" Txogitxu heran getraut. Vorab: Das ist nix für die Filetfresser-Fraktion, da ordentlich mit Fett durchsetzt, aber nie aufdringlich, oder gar störend. Dadurch ist das Fleisch unglaublich saftig und aromatisch. Und ist vom Aroma her schon ein wenig Richtung Sachen wie Flank-Steak unterwegs, aber eben deutlich zarter als selbiges. Die Txogitxu steht laut Fachliteratur bis zu 20 Jahren auf der Weide und ist aktuell derart angesagt, daß es teilweise schon Lieferengpässe gibt, da man das halt nicht einfach mal auf die Schnelle nachzüchten kann. Ich hatte das Roastbeef.

Dazu einmal Maiskolben und einmal Fries, die eindeutig selbstgefertigt waren (sehr gut). Jeder 2 Bier und nen exzellenten Nachtisch. Sind dann mit 90 Euro noch unter unserem Limit von 100 Euro geblieben. Und mal an die Fraktion "Vom Gasgrill schmeckt's gleich, wie vom Holkohlegrill". NIEMALS! Es mag gut, oder sogar besser schmecken, aber niemals gleich. Denn es war, gerade bei den ersten Bissen, bis man sich daran gewöhnt hatte, eindeutig dieses typische Holzkohle-Aroma zu schmecken und auch zu riechen. Mag nicht das Gesündeste sein, aber da ich ja als Deutscher da auf ganzer Linie versage und maximal 2-3 mal im Jahr (wenn überhaupt) grille und nicht jedes Wochenende, sobald es über -5 Grad hat, ist sowas überschaubar.

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