Tja, wurde ja schon fast alles gesagt...
Mir hat es auch recht gut gefallen und trotzdem darf ich ja niemanden enttäuschen und muss ein bisschen lästern.
Also: Sascha hat mich ja zu einer Aussage zum China-Sänger fast schon genötigt. Es war ein sehr genialer Anfang von
China. Es gab einen Gitarre spielenden, guten Sänger auf der Bühne, der die ersten drei (?) Songs klasse gesungen hat.
Die Band war ausgeglichen, hat fett abgeliefert und wähnte sich in trügerischer Ruhe und Sicherheit...
Dann kommt da so ein Pausenclown mit Mikro-Ständer auf die Bühne und bedrängt die restlichen Musiker erst mal so richtig.
Latscht Marc Lynn in die Haken, als er sich von hinten an ihn anschleicht und nötigt alle anderen seinem hyperaktiven
Bewegungsdrang zu folgen.
Da wird mit dem umgedrehten Mikroständer erst mal versucht, ob das Zeltdach auch hält und dann wird bei jedem einzelnen Mitmusiker
persönlich kontrolliert, ob der Mitstreiter auch mitbekommen hat, dass der dezent an Aufmerksamkeitsdefizit leidende
Selbstdarsteller jetzt den Thron bestiegen hat.
Danach war das Publikum dran. Mit herausforderendem Blickkontakt wurden die ersten Reihen konsequent gestalkt,
damit auch diese die Herrlickeit des Sangesbarden auf jeden Fall erkennen und ihm mit der geforderten Begeisterung auch huldigen.
Sorry, der Typ geht gar nicht. Und stimmlich fand ich den singenden Gitarrristen auch besser.
Da war mir der Totenkopf-Beschwörer, der wohl nachts in Heidenheim mit der letzten Nachtwache zusammen die Gaslampen
löscht, deutlich sympathischer.
Trotzdem waren für mich China die ganz klaren Gewinner des Tages. Das war ein Brett.
Victory haben auch extrem Spaß gemacht. Die Setlist war klasse. Aufgrund großer Müdigkeit und einer anstehenden Fahrzeit von
über einer Stunde, hab ich aber auf die zweite Hälfte des Sets verzichtet. Man wird (ist) alt.
Bormann, Lessmann und Voss waren allesamt die Sympathiebolzen des Abends. Ausgiebig wurde mit allen Fans gesmaltalked und für
ein Foto posiert.
Lessmann merkte man die Rührung auf der Bühne an. Er musste wohl von Hubert recht lange davon überzeugt werden, dass
die Leute ihn immer noch sehen und vor allem hören möchten. Irgendwie scheint ihm das Bonfire-Selbstbewusstsein abhanden
gekommen zu sein. Er hatte so ein bisschen Tränen in den Augen und erzählte immer wieder während des Gigs, wie nervös
er sei.
Ich hatte von Lessmann eigentlich musikalisch nicht viel erwartet und dachte anfangs, dass es eher eine Nostalgie-Veranstaltung
werden würde, bei dem der alternde, nicht mehr singen könnende Sänger am Ende dann den Mitleids-Aplaus erhält.
Aber weit gefehlt. Schon nach den ersten Tönen machte sich eine Gänsehaut bemerkbar. Er hat immer noch den gewissen
Zauber in der Stimme. Über Vossi braucht man keine Worte verlieren: der liefert halt immer ab.
Im Gegensatz zu Sascha,( oder war es René?) denke ich allerdings, dass der Auftritt so genau richtig war, da er mit einer Band dann doch mehr
in Bewegung gewesen wäre und dann der Gesang darunter gelitten hätte. Ich fand das so absolut passend.
Lästern Teil 2:
Vice sind halt die Anti-Band schlechthin. Aus vetternwirtschaftlichen Gründen mindestens 3 Slots zu weit oben im Billing,
ist das halt zum Fremdschämen. Banalste Lieder, viel vom Band, teilweise Ballermann-mitgröhl-Refrains... ich könnte
beliebig lang weiter machen. Ein anderer bekannter Musiker des Festivals meinte dann, als ich ihm sagte, wie scheiße
ich die finde lediglich: "Dann sind wir schon zu Zweit!".
Und dann war da noch Jimmy Geeeeeeeeeee.... ich sag dazu jetzt mal zur eigenen Sicherheit gar nichts, sonst wird das eine
teuere Gerichtsverhandlung für mich.
Preise waren, bis auf die schon erwähnte Bratwurst für 5 Euro, absolut in Ordnung. Und so manches Boardmember machte
dann ja noch das Geiz-ist-geil-Schnäppchen, als man durch einen erlösenden Kauf verhinderte, dass der Herr Gioeli seine
Shirts wieder mit nach Hause nehmen musste: Wühltischpreis für das Shirt (leider nur in XL): 10 Euro.
Schön war vor allem das Treffen mit so vielen lieben Menschen. Es hat viel Spaß gemacht.